Brigitte Commer, Sistig, den 13.9.01

Nach den schrecklichen Ereignissen in New York und Washington

Was also können wir tun?
Was nur könnten wir tun?
Was müssen wir tun?

anläßlich dieser schrecklichen Geschehnisse, die sich vor unseren Augen und unseren Herzen immer und immer wieder ereignen.

Konfrontiert mit der gezielten und absichtlichen Tötung tausender Menschen, die nur eines gemeinsam hatten: sie befanden sich zur selben Zeit am selben Ort in der Hand von Menschen, die den Tod wollten - für sich selbst, für andere, für alle?

Menschen, die das Entsetzen wollten, die Furcht, die Angst, die Panik.
Menschen, die keinen Versuch einer Erläuterung machen, die uns ratlos und hilflos wissen wollen. Wir hassen, also töten wir.

Von langer Hand vorbereitet, nicht im Affekt, sondern aus lange geschürtem und erzeugten Haß.

Menschen töten Menschen, gezielt und in voller Absicht. Tyrannisch entwerten sie Leben, von denen sie kein einziges kennen.

Zerstören, zerbrechen, Leid erzeugen,

Warum?

Allein 380 Helfer sind zum jetzigen Zeitpunkt bei ihrer Hilfeleistung ums Leben gekommen, 260 Menschen starben in zu Bomben umfunktionierten Flugzeugen, die Zahl der Getöteten aus den zerstörten Häusern wird sich nie exakt benennen lassen....

und warum ?

Um Macht zu demonstrieren, die Macht des Hasses und der Zerstörung, die Macht gezielter Bosheit schlechthin.

Es geht nicht um das alte, von uns nur zu gut nachvollziehbare " Auge um Auge, Zahn um Zahn"; es geht um einen realen und symbolischen Akt des Hasses und der Zerstörung, der sich fortsetzen will - und Folgen haben wird, in unser aller persönlicher, geschäftlicher und gesellschaftlicher Leben.

Eine Kriegshandlung ohne Kriegserklärung im klassischen Sinn, wenn auch nicht ohne vage Vordrohungen.

Das ist der Grund für mein Entsetzen:

Uns wird ein Krieg erklärt, ein Krieg gegen jegliche menschliche Werte, ein Krieg gegen die menschliche Würde - ein Krieg gegen das Leben schlechthin.

Der Tod wurde ausgesprochen von Menschen über Menschen mit Menschen.

Was also wollen wir nun tun?

Weinen ? - Ja.
Trauern? - Ja.
Wüten ? - Ja.
Uns informieren - ja,
Solidarität bekunden - ja,
die Täter suchen - ja,
die Täter zur Rechenschaft ziehen - ja,
die Täter und die Verantwortlichen töten - wer möchte nicht billigend zustimmen, ja....

doch dann beginnt sie wieder, die Anmaßung des Menschen über das Leben anderer Menschen.

Und, dann sind da noch die Anderen, die wiederum Unschuldigen, die mit in den Tod gerissen werden.

Sollen auch sie sterben, weil in ihrer Nähe Menschen sich anmaßten über das Leben von Menschen den Tod auszusprechen- und nun als Antwort wiederum sich Menschen anmaßen, über andere, nicht gekannte Menschen den Tod zu bringen?

Die Würde des Menschen ist unantastbar - das Leben des Menschen sei unantastbar.

Du sollst nicht töten, heißt es in einer alten Schrift.
Du sollst das Leben deines Nächsten achten, wie dein eigenes.
Sogar höher als das Eigene, sagen manche.
Du sollst Deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.
Den Tod über einen Menschen zu bringen, bedeute die gesamte Menschheit auszulöschen, hörte ich, sage der Koran.

Andere Religionen, was sagen sie ? Sollten sie nicht zusammen tragen, was sie über das Töten, die Machtanmaßung, den Haß, die Lebensentwertung des Einzelnen und ganzer Gruppen zu sagen haben?

DIE WÜRDE DES LEBENS IST UNANTASTBAR !

und ist dies nicht das, was wir verlernt oder vergessen haben, tausend und abertausend Male, in unserer nächsten und allernächsten aber auch weiteren menschlichen, tierischen und pflanzlichen Umgebung:

DIE WÜRDE DES LEBENS

Sie umfaßt das ganze globale Geschehen, umfaßt die Einstellung zur Natur, den Einsatz von Technik und Wissenschaft, wirtschaftliches Handeln und Begehren.

DIE WÜRDE DES LEBENS

Wir sollten nachdenken, wo überall wir diese Würde schädigen und mißachten - privat und global, auf allen Ebenen.

Vielleicht werden wir so der Maßlosigkeit und der Anmaßung Grenzen setzten können....

DIE WÜRDE DES LEBENS IST UNANTASTBAR

Wenn dies ein neuer alter Leitgedanke für die Zeit jetzt, nach diesen schrecklichen Ereignissen wird, dann haben wir vielleicht eine Chance, terroristischer Aktivität auf allen menschlichen Ebenen zu begegnen.

DIE WÜRDE DES LEBENS IST UNANTASTBAR

Es prüfe ein jeder, wo er in seinem Leben anderes Leben entwürdigt. Dort beginne, Würde zurückzugeben und Achtung zu leben.

Und wenn dies tausend und abertausend Male geschieht, wird aus dem Schock über das plötzlich so sichtbare große Böse, die Erkenntnis des tausendfachen kleinen Bösen - und dessen Umwandlung und Heilung.

Eine Welt, in der auf allen Ebenen ACHTUNG UND WÜRDE ALLEN LEBENS als Priorität praktiziert wird, wird Terroranschlägen nicht länger ausgesetzt sein.

Sie werden überflüssig sein... ein Relikt aus alten Zeiten. Denn, was ist uns gegeben, außer unser aller Leben... begrenzt durch die Unausweichlichkeit unseres Todes und der damit verbundenen Schmerzen ?

Müssen wir diesem Leid weiteres hinzufügen, durch die Mißachtung unseres eigenen Lebens und des unserer Mitwelt?

Neue Prioritäten müssen gesetzt werden, neue Maßstäbe, neue alte Richtlinien zur ACHTUNG UND WÜRDE DES LEBENS müssen praktizierte Realität sein.

Anders werden wir der Anmaßung des Rechtes auf Zerstörung , will heißen, Terrorismus nicht begegnen können; nur so werden wir der Anmaßung des Terrorismus den Nährboden entziehen.